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Aus der Praxis: Hygiene in der Pandemie
Man möchte meinen, Hygiene, wie man sie mal gelernt hat, ist außer Kraft gesetzt. Es ist ja für uns alle

Man möchte meinen, Hygiene, wie man sie mal gelernt hat, ist außer Kraft gesetzt.
Es ist ja für uns alle das Erste Mal, in einer ausgerufenen pandemischen Lage zu arbeiten. Und ich gehe davon aus, dass es auch für alle eine komplett neue Erfahrung ist, plötzlich nicht mehr alles an Material einfach nachbestellen zu können.
Bei aller Vorausschau und vollen Lagern kommt doch irgendwann der Punkt, an dem man am liebsten Verzweifeln möchte und sich gerne auf eine einsame Insel wünscht.
Wir werden sehr viel von den Ämtern informiert, nicht immer decken sich diese Schreiben mit den gängigen Hygienerichtlinien. Das fängt damit an, dass ein OP-Mundschutz nun auch mehrfach verwendet werden darf, eine FFP2 Maske (feucht) verschlossen in einer Butterbrotdose zum Mehrfachgebrauch aufbewahrt werden darf oder wahlweise bei 70 Grad im Backofen aufbereitet werden kann.
Und doch sind wir sind in der außerklinischen Intensivpflege mit all unseren Anstrengungen und Kräften zum Glück immer noch an dem Punkt, dass es keinen mir bekannten Erkrankungsfall mit Covid 19 gibt. Dafür müssen wir aber schon seit Wochen improvisieren, immer wieder neu bestellen und teilweise horrende Preise für Artikel bezahlen, die vor der Pandemie ein paar Cent gekostet haben. All das wird uns zwar von den Pflegekassen wieder erstattet, aber dass diese Mehraufwendungen letztlich auch ihren Preis haben werden, ist jedem klar.
Aber wie ist das nun, wenn man als Hygienebeauftragte einen hohen Anspruch an Basis- und Infektionshygiene hat, und diesen mangels Mitteln nicht mehr erfüllen kann? Den Standard aber trotzdem weiter erfüllen will? Was kostet das an Zeit und Nerven? Und gibt es Alternativen, Kompromisse?
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es geht. Es ist aufwändig, mühselig, und immer wieder stößt man an Grenzen. Aber es geht. Auch wenn wir Mundschutze selbst zusammenbauen, auch wenn wir an Kittel ein Bündchen dran basteln, es findet sich ein Weg, der gangbar ist. Und es wächst vieles zusammen, was vorher nur ein kleines Puzzleteilchen war.
Autorin: Annette Geißler, Referentin Veranstaltungsmanagement & Öffentlichkeitsarbeit/Hygienebeauftragte in der außerklinischen Intensivpflege, DPG Deutsche Pflegegruppe GmbH
Annette Geißler ist Referentin bei der 7. Entscheiderkonferenz Außerklinische Intensivpflege am 7. Mai. www.entscheiderkonferenz.de
Foto: Adobe Stock/brudertack69
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