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Behandlung der Inkontinenz-assoziierten Dermatitis
Eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (auch IAD genannt) ist eine lokale oberflächige Entzündung der perinealen Haut, im Volksmund auch „Windeldermatitis“ oder „Windelausschlag“

Eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (auch IAD genannt) ist eine lokale oberflächige Entzündung der perinealen Haut, im Volksmund auch „Windeldermatitis“ oder „Windelausschlag“ genannt. Die IAD ist eine Sonderform der Feuchtigkeitswunde. Die Ursache für eine IAD ist immer eine Inkontinenz. Der beständige Kontakt mit Stuhl und/oder Urin irritiert die Haut und es bilden sich beispielsweise ein Ausschlag oder Ekzeme, bei denen sich die Haut rund um die betroffene Stellen stark entzündet. Jeder Mensch, der an einer Inkontinenz leidet, kann eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis entwickeln – muss jedoch nicht.
Risikofaktoren
- Stuhlinkontinenz und / oder Harninkontinenz
- Flüssiger Stuhl mit hoher Entleerungsfrequenz
- hohes Lebensalter
- Mobilitätseinschränkung
- Pflegebedürftigkeit
- sensorische Einschränkungen
Symptome einer IAD
- Entzündliche Reaktionen im Intimbereich (des aufsaugenden Inkontinenzmaterials): gerötete, nasse, schuppige Erosionen, häufig glänzende Haut, Bläschen und Pusteln, Juckreiz und Schmerzen an den oberflächigen offenen Hautstellen
- Mit Candida-Infektion: scharf abgegrenzte, feuchtglänzende Hautrötungen in der Analfalte und im Genitalbereich, Schuppen an den Übergangszonen zur vitalen Haut, Satelliten Papeln
- Mit bakterieller Infektion: Pusteln und Blasen, nässende Hautrötungen, bei schwerem Verlauf auch offene, blutende Hautstellen
Ursachen einer IAD
Eine Stuhlinkontinenz, alleine und in Kombination mit einer Harninkontinenz, ist der größte Risikofaktor für die Entstehung einer inkontinenz-assoziierten Dermatitis. Eine Harninkontinenz allein ist kein signifikanter Faktor für die Entstehung einer IAD!
Harninkontinenz: Der Urin schädigt durch Ammoniak die Schutzbarriere der Haut und erhöht dadurch den pH-Wert. Urin interagiert zudem mit Stuhl und aktiviert die Stuhlenzyme.
Stuhlinkontinenz: Durch die Aktivität der Stuhlenzyme werden Eiweiß und Fette gespalten wodurch das Stratum corneum angegriffen wird. Dies wiederum führt zu einer Proteasenaktivität und der pH-Wert der Haut erhöht sich. Folglich daraus ist die Haut vermehrt Bakterien und Mikroben ausgesetzt.
Weitere Einflussfaktoren sind falsche Hautreinigungsprodukte (bspw. feuchtigkeitsspendende Lotionen/Cremes/Salben), Reibung und Scherkräfte, Kontakt und Reizung mit aufsaugenden Inkontinenzmaterial, Keimbesiedlung und -wachstum. Um ein feucht-warmes Milieu zu vermeiden, ist eine Netzhose mit Einlage einem Inkontinenzslip vorzuziehen
Behandlung einer IAD
Köperausscheidungen sind sofort zu entfernen und es muss eine Hautpflege durchgeführt werden – durch eine sanfte Hautreinigung (weiche Materialien verwenden und sanftes abtupfen der Haut, Einsatz von pH-neutralen Produkten, die die Festigkeit und die Regeneration der Epidermis schützen). Alkalische Seifen und Produkte mit anionischen Tensiden (Reinigungsmittel) sollten nicht verwendet werden.
Stuhl und Urin sollten, ggf. unter Einsatz von weiteren Hilfsmittel wie Fäkalkollektoren, Urinalkondomen, Analtampons oder Stuhldrainagesystem, ferngehalten werden.
Es empfiehlt sich der Einsatz von Hautschutzpräparaten und Barriere-Cremes, wie transparenten Hautschutzfilmen, -tüchern, -sprays.
Offene Körpernahe Inkontinenzhilfsmittel (z.B. Netzhose mit Einlage) sind geschlossenen Inkontinenzmaterialien (Slips) vorzuziehen, um ein feucht-warmes Milieu zu vermeiden.
Bei der Behandlung sollten Pflegende auf Anzeichen einer möglichen Infektion sowie auf möglichen pilzartigen Ausschlag achten und ggf. einen Arzt oder Facharzt (Dermatologen) konsultieren.
Autor: Sebastian Kruschwitz, exam. Krankenpfleger, Wundexperte/Pflegetherapeut Wunde ICW, Pflegefachkraft in der außerklinischen Beatmung, Fachbereichsleitung Wundmanagement im Zentrum für Beatmung und Intensivpflege in Berlin
Foto: Adobe Stock/tashatuvango
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