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Clostridien-Infektion: Welche Maßnahmen sind richtig?

Bei chronisch kranken Menschen, die von Pflegekräften täglich versorgt werden, kommt es immer wieder nach Laboruntersuchungen scheinbar überraschend zu Befunden,

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Bei chronisch kranken Menschen, die von Pflegekräften täglich versorgt werden, kommt es immer wieder nach Laboruntersuchungen scheinbar überraschend zu Befunden, die für eine Verunsicherung sorgen. Auch werden Ängste werden deutlich, dass man sich selber anstecken kann. Berechtigterweise bei Mitarbeitenden, die selbst im eigenen Haushalt Kinder versorgen. Denn sie fürchten sich davor, die festgestellten Keime auf ihre Kinder zu übertragen.

Sporen, die uns das Fürchten lehren

Die Welt ist voller Keime, täglich kommen wir mit ihnen in Kontakt. Dabei werden immer wieder bestimmte Keime besonders benannt, weil diese Eigenschaften haben, die andere Keime nicht besitzen und für uns Menschen deshalb besonders „gefährlich“ sind. Dazu zählen die seit Jahren resistenten Keime, bei denen einzelne oder mehrere Antibiotikagruppen nicht wirken. Vor allem sind jedoch auch Keime gefährlich, die besondere Überlebenseigenschaften entwickelt haben und selbst bei ungünstigen Umständen lange Zeit überleben können.

Um diese Eigenschaften zu entwickeln, bilden einige Keime Sporen aus. Sporen haben ganz andere Eigenschaften als die vegetativen Lebensformen der Keime. Sie sind extrem umweltresistent und lassen sich durch gängige Desinfektionsmittel wie Alkohole nicht abtöten. Sporen sind austrocknungsresistent und können durch diese Eigenschaft monate- oder jahrelang in der Umwelt überleben. Gelangen Sie danach wieder in den menschlichen Körper, können sie sich wieder in „normale“ Keime zurück verwandeln und somit eine Infektion beim Menschen auslösen. Solche sporenbildenden Keime sind Tetanus, Gasbrand oder auch Clostridien.

Clostridien kommen im Darm natürlicherweise vor

Vor allem bei schwer kranken Menschen wird mitunter das Clostridium difficile festgestellt. Es ist ein anaerobes positives Stäbchenbakterium, das im Darm von Menschen und Tieren natürlicherweise vorkommt. Sie sind in der Lage, die resistenten Sporen zu bilden. Normalerweise löst das Clostridium difficile keine Erkrankung aus. Auf bestimmte Reize wie Antibiotikagabe kann der Keim beginnen, Toxine freizusetzen. Die Folge sind dann meist schwere Erkrankungen mit Durchfällen bis zur Sepsis. Da es Untertypen gibt, sind die Krankheitsverläufe unterschiedlich schwer. Die Erreger werden über die Ausscheidung verbreitet. Solange der Patient Durchfall hat, werden am meisten infektiöse Erreger ausgeschieden. Bei Normalisierung des Stuhlgangs können die strikten Hygienemaßnahmen meist wieder aufgehoben werden.

Eine wichtige Rolle bei der Übertragung der Erreger auf andere Patienten spielen vor allem die Hände, weshalb Handschuhe und eine ausgeprägte Händehygiene sehr wichtig sind. Die Erreger können aber auch über Gegenstände auf einen anderen Patienten übertragen werden wie Rektalthermometer, Endoskope, Stethoskope, Blutdruckmanschetten etc.

Besondere Hygienemaßnahmen sind wichtig

Die Besonderheit bei Clostridium difficile besteht darin, dass neben der lebenden Form des Erregers auch Sporen bekämpft werden müssen. So werden die lebenden Formen der Erreger durch die Händesdesinfektion erfasst, nicht jedoch die Sporen.

Die Erkrankung ist meldepflichtig

In der ambulanten Pflege müssen deshalb unbedingt Handschuhe bei jedem Patientenkontakt getragen werden. Ein Mund- und Haarschutz dagegen wird nicht empfohlen. Um die Sporen zu beseitigen, müssen vor und nach Patientenkontakt die Hände mit Seifenlösung gewaschen werden. Hierzu muss der Pflegedienst eine Waschmöglichkeit mit dem Patienten beziehungsweise seinen Angehörigen vereinbaren. Es darf nur Flüssigseife benutzt werden. Schutzkittel müssen bei allen direkten Pflegetätigkeiten getragen werden. Alle Materialien und Gegenstände müssen beim Patienten verweilen, solange Durchfälle bestehen – und drei Tage darüber hinaus. Das gilt für Blutdruckmanschetten, Thermometer, Stethoskope oder Ausscheidungshilfen. Als Desinfektionsmittel müssen sporizide Flächendesinfektionsmittel benutzt werden. Bei Zweifeln sollte das Gesundheitsamt angefragt werden. Sinnvoll ist die Verwendung von Einmalgeschirr. Die Wäsche wird im Zimmer in einem flüssigkeitsdichten Behälter gesammelt und mit einem vom Robert-Koch-Institut zugelassenen Waschmittel desinfizierend gewaschen. Die Erkrankung ist meldepflichtig. Das Gesundheitsamtes muss eingeschaltet werden.


Autor: Gerhard Schröder; Lehrer für Pflegeberufe; Akademie für Wundversorgung in Göttingen; www.akademie-fuer-wundversorgung.de

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