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Die praktische Arbeit mit Stomata
In diesem Artikel erklärt Gerhard Schröder, Direktor der Akademie für Wundversorgung in Göttingen, die konkreten Versorgungsschritte bei der Arbeit mit Stomata.

Im Beitrag “Versorgung von Menschen mit Stoma” hat Wund-Experte Gerhard Schröder erläutert, welche Arten von Stomata es gibt. In diesem Artikel erklärt der Direktor der Akademie für Wundversorgung in Göttingen jetzt die konkreten Versorgungsschritte.
Um ein Stoma optimal zu versorgen und vor allem Schäden zu vermeiden, bedarf es der richtigen Produkte, die individuell und je nach Situation eingesetzt werden müssen. Für die Auswahl der richtigen Produkte sind neben umfassenden Kenntnissen zum Stoma auch Erfahrungen der auf dem Markt befindlichen Produkte erforderlich.
Hautschutz
Produkte zum Schutz der Umgebungshaut werden in verschiedenen Varianten angeboten: von Cremes bis zu transparenten flüssigen Filmen. Diese Produkte werden speziell bei dünnflüssigen, aggressiven Ausscheidungen vorbeugend eingesetzt. Bei den Cremes oder Gelen besteht zum Teil auch die Möglichkeit, dass diese Unebenheiten ausgleichen, so dass die Basisplatte besser haften kann. Flüssige Filme dürfen nicht mit fettigen oder öligen Substanzen kombiniert werden und sollen auf trockener Haut angewendet werden. Bei einigen Produkten besteht auch ein Indikator, der anzeigt, dass die Versorgung gewechselt werden muss, wenn sich das Gel oder die Creme ausbreitet.
Die Stomapaste besteht aus weich gemachtem Haftmaterial und wird zum Abdichten von Unebenheiten eingesetzt. Sie kann entweder direkt auf die Haut angebracht werden oder auf die Basisplatte. Die Stomapaste benötigt etwas Zeit, bis sie sich aushärtet und dann abdichtet. Deshalb sollte sie möglichst längere Zeit auf der Haut verbleiben, was bei zweiteiligen Systemen besser gewährleistet ist.
Hautreinigung
Die Reinigung der Hautpartien soll am besten mit Leitungswasser vorgenommen werden – ohne Seife. Aggressive Substanzen wie Desinfektionsmittel, „Reinigungsbenzin“ können die Haut schwer schädigen und sind deshalb verboten. Um Rückstände der Stomapaste oder der Basisplatte zu lösen, bietet sich Pflasterlöser an. Ebenfalls bieten die meisten Firmen auch Reinigungslotionen oder Reinigungstücher an.
Vorgehen: die richtige Lochgröße
Wichtig ist bei einer Stomaversorgung, dass der Hautschutz der Basisplatte möglichst dicht das Stoma abschließt. Nur so können Schädigungen der Umgebungshaut verhindert werden. Bei einem runden Stoma kann einfach mit der in der Verpackung befindlichen „Lochkarte“ der Durchmesser bestimmt werden. Wichtig: Nach Entfernung des Nahtmaterials am Stoma schrumpft das Stoma in den folgenden sechs Wochen um ca. 40 Prozent. In dieser Zeit muss also immer besonders darauf geachtet werden, ob die Lochgröße noch stimmt.
Bei nicht runden Stomata muss mit einer Folienschablone die Größe abgezeichnet werden und damit selber zurechtgeschnitten werden.
Schritt für Schritt
Die nachfolgende Beschreibung gilt sowohl bei einteiligen als auch bei zweiteiligen Stomaversorgungen.
- Zunächst wird das Material bereit gelegt: Kompressen (unsterile), Abwurfbeutel, Lochkarte oder Schablone mit kleiner Schere (wenn individuell angepasst werden muss), unsterile flüssigkeitsdichte Handschuhe, evtl. Pflasterlöser, Hautreinigungslösung, ggf. Rasierer und einen Abdeckschutz (zum Beispiel Handtuch oder Einmalabdeckung). Je nach Stoma die neue Versorgung: Basisplatte und Beutel oder einteiliges System.
- Soll der/die Patient:in angeleitet werden, das Stoma selbst zu versorgen, ist es am sinnvollsten, den Wechsel im Stehen vor einem Spiegel (im Bad oder WC) vorzunehmen. Ansonsten kann es auch in einer schräg sitzenden Position oder liegend im Bett erfolgen. Will der/die Patient:in den Wechsel beobachten, eignet sich ein Handspiegel, den er in die Hand nehmen kann. Deshalb sollte vorher mit dem/der Patient:in besprochen werden, welche Schritte er/sie selbst übernehmen kann und will.
- Nachdem das Handtuch oder der Abdeckschutz hingelegt wurde, wird bei Ausstreifbeutel dieser entleert.
- Die alte Versorgung wird langsam von oben nach unten gelöst und entfernt. Mit einer Hand wird der Hautschutz fixiert und mit der anderen Hand wird die Haut des/der Patient:in vom Hautschutz weggedrückt. Lässt sich die Platte schlecht lösen, kann ein Pflasterlöser auf eine Kompresse gegeben werden und damit den Hautschutz besser lösen. Wichtig ist, den alten Hautschutz zu inspizieren: Ist dieser auf der Patientenseite mit Stuhl verschmutzt, hat er nicht korrekt abgedichtet. In solchen Fällen sollte zusätzlich eine Stomapaste o.ä. eingesetzt werden. Ist der Hautschutz stark aufgeweicht und schmierig, so war das Wechselintervall zu lang und sollte zukünftig verkürzt werden.
- Die Hautumgebung wird mit einer Reinigungslösung oder Wasser gereinigt. Dabei wischt man immer zum Stoma hin. Es wird mit einer Kompresse einmal gewischt, dann eine neue verwendet. Es können auch Einmalwaschlappen verwendet werden. Nicht reiben, weil es sonst zu oberflächlichen Blutungen kommen kann.
- Ggf. wird die Umgebung schonend rasiert, um Haare zu entfernen.
- Die umgebende Haut wird getrocknet. Den austretenden Darm nicht trocknen. Ein Hautschutz sollte nun auf die trockene Haut aufgebracht werden.
- Nun wird die Stomapaste – falls diese verwendet wird – auf die Platte oder auf die Haut aufgebracht.
- Die Versorgung wird faltenfrei aufgeklebt und mit einer Hand etwas angedrückt. Durch die Wärme der Hand haftet die Versorgung besser. Bei einem nicht transparenten Beutel wird dieser unten am Stoma angesetzt und dann aufgeklebt.
Abschließend werden die Materialien weggeräumt bzw. entsorgt, das Zimmer gelüftet und der Wechsel dokumentiert. Soll der/die Patient:in den Wechsel erlernen, wird mit ihm/ihr abschließend gesprochen, was er/sie bereits gut gemacht hat und was er/sie noch verbessern kann.
Aufmacherfoto: Adobe Stock/Sherry Young
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