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DIGAB-Präsident Bachmann: “Bereits über 350 Anmeldungen beim DIGAB-Register”
Dr. med. Martin Bachmann ist Präsident der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) und Chefarzt der Klinik für Intensivmedizin

Dr. med. Martin Bachmann ist Präsident der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) und Chefarzt der Klinik für Intensivmedizin und Beatmungsmedizin am Asklepios Klinikum Harburg. Im Interview spricht er über die Beweggründe hinter dem DIGAB-Register für die außerklinische Intensivpflege und zieht ein Fazit zur bisherigen Entwicklung des Registers.
Walter: Sehr geehrter Dr. Bachmann, Sie haben das DIGAB-Register im Sommer 2020 gestartet. Weshalb?

Dr. Bachmann: Der Grund war die Corona-Pandemie und die Idee kam durch das DIVI-Intensiv-Register. Das DIVI-Intensivregister gibt einen regional gegliederten Überblick über sowohl die freien als auch belegten Intensivpflegekapazitäten, sowie die verschiedenen Qualitäten der Unterbringung. Ich habe mir gedacht, es ist noch nicht ganz zu Ende gedacht, wenn man nur auf Intensivkapazitäten in den Akutkliniken schaut. Es wäre konsequent, wenn man sich auch den außerklinischen Intensivbereich und Intensivpflegebereich anschaut, denn wenn es wirklich zu einem größeren Ausmaß der Pandemie kommt, wenn die Intensivplätze wirklich so knapp werden, wie man es vermutet hat und was den Anlass für das Intensivregister gegeben hat, dann muss man dafür sorgen, dass wenn die Patienten verlegt werden müssen, wenn Intensivplätze frei werden müssen, dass dann diese Plätze auch gefunden werden. Es macht dann Sinn, eine Übersicht über die freien Kapazitäten in der außerklinischen Intensivpflege zu haben, damit dorthin schneller und unkomplizierter Patienten verlegt werden können, wenn sie nach der Akutbehandlung so weit sind, dass sie verlegt werden können. Das ist das eine. Das andere ist die Sorge, dass wenn Pflegepersonal auch im außerklinischen Bereich ausfällt und von der Corona-Pandemie betroffen ist, dass dann die Patienten nicht zusätzlich gezwungenermaßen auf die Intensiveinheiten kommen müssen, wenn sie in der Außerklinik nicht mehr versorgt werden können. Sondern dass dann die außerklinischen Intensivpflegeeinrichtungen oder -dienste in dem Register schauen können, wo gibt es Kapazitäten, wo kann ich Patienten unterbringen, ohne sie ins Krankenhaus zu legen. Das war der initiale Gedanke von dem Intensivregister. Aber weitergedacht ist es natürlich so, dass dieses Register generell auch sinnvoll ist für nach der Corona-Pandemie, um Patienten regional komplikationsloser verlegen zu können. Wenn man einen Überblick über die Kapazitäten hat und wenn gleichzeitig Angehörige von Patienten, bei denen eine Verlegung ansteht, die Möglichkeit haben, über dieses Register einen Eindruck von den entsprechenden Einrichtungen zu bekommen, bedeutet das eine unkompliziertere Verlegung von der Akut-Intensivstation. Die Einrichtungen haben in dem Register im Übrigen die Möglichkeit, mit ihren Webseiten direkt mit Adressen und Ansprechpartnern eingesehen zu werden.
Ein Pflegedienst, der in diesem Register geführt werden möchte, muss sich bei der DIGAB dafür anmelden?
Genau. Das ist sehr unkompliziert. Man kann sich über das Register anmelden, wie das heutzutage bei allen Websites üblich ist, bei denen man sich anmelden muss. Das ist ein relativ einfacher, gut strukturierter Prozess und dauert nicht lange. Dann kann man sich dort anmelden. Das Ganze ist kostenlos. Wir freuen uns natürlich über jeden, der daran teilnimmt. Je stärker dieses Register genutzt wird, desto wertvoller ist es. Der Idealzustand wäre, dass alle Pflegedienste sich dort registrieren, sodass man einen Gesamtüberblick sowohl über die freien wie die belegten Kapazitäten hat, und das regional gegliedert.
Können Sie bereits ein grobes Fazit ziehen? Wie ist es in der Branche angenommen worden? Melden sich viele Dienste an?
Wir haben viele Anmeldungen. In der ersten Welle waren es ganz viele, und jetzt haben wir über die Zeit regelmäßige Anmeldungen. Wenn ich es richtig im Kopf habe, sind es bereits deutlich über dreihundertfünfzig Pflegedienste und Einrichtungen, die sich angemeldet haben. Das sind natürlich bei weitem noch nicht alle, die es gibt. Es fehlen noch einige große, bundesweite Anbieter. Das finde ich persönlich sehr schade, dass diese dort noch nicht teilnehmen. Insgesamt wird es sehr positiv angenommen und wird auch durchaus hier und da schon genutzt. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass wir, als im Rahmen der zweiten Corona-Pandemie-Welle die Intensivkapazitäten und Verlegekapazitäten zum Beispiel in die Neuro-Reha sehr schwierig wurden, über das Register recht unkompliziert Patienten, die die entsprechende Stabilität hatten, in die Außerklinik verlegen konnten. Wir konnten sie bei uns ans Beatmungszentrum anbinden und die Patienten regelmäßig wiedersehen, um zu schauen, wie sie sich entwickeln und ob man sie irgendwann wieder dekanülieren und in ein normales Leben zurückführen kann. Das haben wir hier bereits durchexerziert, und das hat gut funktioniert.
Das heißt, der Plan ist an der Stelle genau so aufgegangen, wie Sie es sich erhofft haben?
Ja. Ich möchte allerdings gerne dafür werben, dass je vollständiger und flächendeckend die Teilnahme ist, desto besser funktioniert es natürlich. Es ist ein neutrales Register, von der DIGAB, als neutrale Fachgesellschaft, organisiert. Insofern braucht man keinerlei Animositäten haben, wenn man sich dort registriert.
Gibt es Pläne, das Register in irgendeiner Hinsicht noch weiterzuentwickeln?
Ja, die gibt es selbstverständlich. Wir würden gerne über das Register weitere Versorgungsforschungsdaten erheben, zum Beispiel über die Patientenstrukturen, die versorgt werden, und die verschiedenen Erkrankungen, die in der Außerklinik versorgt werden, sodass man einen guten Überblick über die Gesamtversorgung innerhalb Deutschlands erhält. Diese Zahlen liegen bis dato noch nicht vernünftig vor. Das wäre ein nächster Schritt, der natürlich an gewisse finanzielle Aufwände gebunden ist, die wir als DIGAB nicht ohne weiteres bewältigen können. Wir haben den finanziellen Aufwand dieses Registers getragen, aber wir müssen schauen, wie wir es weiterhin machen, und versuchen unter anderem Bundesmittel zu bekommen, um dieses Register weiterzuentwickeln.
Alle Informationen rund um das DIGAB-Register finden Sie unter www.digab-register.de
Interview: Tim Walter
Logo: DIGAB
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