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MAIK 2022 – #selbstundbestimmt

Der bereits 15. Münchner Außerklinische Intensiv Kongress zog Fachkräfte und Management in die bayerische Hauptstadt.

Die außerklinische Intensivpflege und besonders diejenigen Menschen, die eine solche pflegerische Versorgung benötigen, steht vor großen Herausforderungen. “Keiner Gruppe von Menschen wird so oft gesagt, wie teuer sie ist”, leitete Kongresspräsidentin Dr. Maria Panzer (im Foto links) die Veranstaltung ein. Gemeinsam mit Christoph Jaschke (im Foto rechts), ebenfalls Kongresspräsident, kritisierte sie bei der Eröffnung des MAIK am 11. November in München den Umgang der Politik mit der außerklinischen Intensivpflege. Das sei Diskriminierung, so Panzer, und auch die Erbringer der für viele Menschen lebensnotwendigen Leistungen seien nicht nur in der außerklinischen Intensivpflege tätig, um Geld zu verdienen. Das Motto der Veranstaltung laute deshalb „selbst und bestimmt“.

„Qualität braucht Geld und entsprechende Personalschlüssel, das scheint in der Politik noch nicht ganz angekommen zu sein”, sagte Daniel Klein, CEO der Deutschenfachpflegegruppe. Und für eine Versorgung mit hochqualifiziertem Personal, müsse auch mehr in die Ausbildung der Pflegenden investiert werden, schloss sich Prof. Dr. Michael Isfort (Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung) seinen Vorrednern an. Denn die Anzahl der benötigten Pflegekräfte übersteige die der vorhandenen. Isfort stellte Auszüge des Pflegethermometers 2022 vor, einer Studie, in deren zehnter Ausgabe die Versorgungssituation in der außerklinischen Intensivpflege thematisiert wird. “Wir können politisch nichts erwirken, wenn wir keine Kennzahlen und Daten haben”, so Isfort. Diese gebe es bisher in diesem hochspezialisierten Fachbereich bisher kaum. Die außerklinische Intensivpflege, die laut Isfort eigentlich eher “häusliche Intensivpflege” heißen sollte, um die klinische Versorgung nicht als Norm darzustellen, habe mit einem kollektiven Misstrauen zu kämpfen und stünde unter einem hohen Rechtfertigungsdruck. Eine Versorgung in der Häuslichkeit sei klarer Wunsch der großen Mehrheit der betroffenen Personen.

“Qualität braucht Geld und entsprechende Personalschlüssel, das scheint in der Politik noch nicht angekommen zu sein.”

Daniel Klein, CEO Deutsche Fachpflege

Das Veranstaltungsmotto sollte sich auch im sonstigen Kongressprogramm bemerkbar machen. In verschiedenen Programmsträngen unter dem Titel „#selbstundbestimmt“ berichteten immer wieder Menschen darüber, wie es ist, mit einer Trachealkanüle zu leben oder als Mensch mit Behinderung für die eigenen Rechte einzustehen. Oliver Jünke, selbst an ALS erkrankt, erzählte von seiner eigenen Erkrankung und davon, was ihn bewegt, sich für Menschen mit ähnlichen Erkrankungen einzusetzen und die eigene Freiheit, so zu leben, wie man es möchte, zu schützen. Als Vorstandsmitglied von ALS Mobil kämpft er dafür, die Krankheit ALS und das Leben betroffener Menschen bekannter zu machen.

Maria-Christina Hallwachs ist seit 1993 querschnittsgelähmt und wird rund um die Uhr beatmet. Auf dem MAIK bekam sie für ihre Arbeit als Peer Counselor für andere Menschen mit Querschnittslähmung sowie ihren Einsatz in vielen weiteren Gremien von Dr. Maria Panzer und Christoph Jaschke den MAIK Award verliehen.

Abseits der politischen Entwicklungen und technologischen Fortschritte, darunter auch das Telemonitoring oder Digitale Pflegeanwendungen, durften Pflegefachkräfte einen Rundumschlag zu ihren Praxisthemen erwarten. Dr. Sven Hirschfeld und Meike Grimm (Börgel GmbH) präsentierten aktuelle Fallbeispiele aus der Arbeit mit beatmeten Menschen. Die Kongressteilnehmenden wurden dabei immer wieder aufgefordert, selbst Einschätzungen zu verschiedenen Versorgungsmaßnahmen abzugeben oder Beatmungsparameter zu beurteilen. Weitere Themen waren unter anderem die Versorgung verwundeter Tracheostomata, die Palliativversorgung oder Kommunikation trotz Beatmung.

Aufmacherfoto: MAIK / Fotograf: Christian Hartlmaier