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Pflegefachkraft – (k)ein Beruf mit Zukunft?

Die Attraktivität des Pflegeberufes in Deutschland ist mäßig. Fehlende Anerkennung, chronische Unterbesetzung, ungünstige Arbeitszeiten, Mehrarbeit und eine geringe Bezahlung haben

Die Attraktivität des Pflegeberufes in Deutschland ist mäßig. Fehlende Anerkennung, chronische Unterbesetzung, ungünstige Arbeitszeiten, Mehrarbeit und eine geringe Bezahlung haben in den vergangenen Jahren zu einem akuten Fachkräftemangel in der Pflege geführt. Verschärft wurde der Mangel außerdem durch das schlechte Image in den Medien oder durch persönliche Erfahrungen.

Da stellt sich mir doch die Frage: „Hat die Pflege in der Politik einen geringen Stellenwert?“ Wenn keine Veränderungen in der Pflegepolitik passieren, dann sieht es düster aus.

Das sagt die Zukunft

Nimmt man die Hochrechnungen als Ausgangspunkt, in denen prophezeit wird, dass im Jahr 2030 etwa 500.000 Vollzeitpflegekräfte fehlen werden und sich im Laufe der nächsten 50 Jahre die Anzahl der Pflegebedürftigen verdoppeln wird, klingt das nach einer absoluten Talfahrt und es wird klar: In Deutschland benötigen wir kompetente und motivierte Pflegekräfte mehr denn je.

Eine beinah unmögliche Herausforderung, wenn man die demografische Entwicklung der Gesellschaft ins Auge fasst, denn durch die niedrige Geburtenrate wird potentieller Nachwuchs in der Pflege rar.

Warum mangelt es an Fachkräften?

Was beim Fachkräftemangel oft in Vergessenheit gerät, ist der Körpereinsatz und die Leidenschaft der Pflegekräfte, die schon heute in der Pflege tätig sind. Zu ihren Alltagsbegleitern gehören schwere körperliche Tätigkeiten, psychische und physische Belastungen, Dauerstress, schnelles Arbeitstempo mit zu wenig Zeit für den Pflegebedürftigen, ständige Konfrontation mit Krankheiten, Leid und Begleitung Sterbender.
In der Gesellschaft verspürt man häufig ein fehlendes Bewusstsein gegenüber der Vielfältigkeit der Tätigkeiten einer Pflegefachkraft.

Die fehlende Wertschätzung dieser Arbeitsbedingungen spiegelt sich nicht nur im Bewerbungsprozess, sondern auch im Alltag der meisten Pflegekräfte wieder. Sie ist leider gering, und dabei doch wichtiger als je zuvor.

Die richtige Wertschätzung

Dabei geht es nicht nur um ein „Danke, das machst du toll“ – sondern um eine optimale Unternehmenskultur, die sowohl den langjährigen als auch zukünftigen Mitarbeitern gerecht wird. Nur wenige Pflegefachkräfte arbeiten auch nach der Ausbildung in ihrem Beruf und nur ein Bruchteil arbeitet in Vollzeit, denn gerade jüngere Mitarbeiter möchten einem persönlichen Ausfall entgegenwirken, indem sie ihren anstrengenden Job lieber in Teilzeit wahrnehmen oder sich gegebenenfalls noch einen Minijob auf 450€ Basis zusätzlich suchen.

Der Gewinn neuer Mitarbeiter in der Pflege ist damit schwerer als je zuvor und benötigt ein Umdenken.

Pflegekräfte

Das neue Pflegeberufegesetz

Nun soll der soziale Beruf durch die Reformierung der Ausbildung gerettet werden. Ist das der richtige Weg? Ich persönlich denke: es ist zumindest eine Chance.

Zur Info

Generalistik – das bedeutet die Einführung eines neuen Pflegeberufs mit einheitlichem Berufsabschluss. Der erste Ausbildungsjahrgang startet dazu ab dem 01. Januar 2020. Kern des Pflegeberufegesetzes ist die Einführung einer dreijährigen, generalistischen beruflichen Ausbildung mit dem Abschluss „Pflegefachfrau“/“Pflegefachmann“.
In den ersten beiden Ausbildungsjahren werden dabei alle Azubis generalistisch ausgebildet. Danach besteht die Möglichkeit, sich zu spezialisieren oder einen generalistischen Abschluss zu machen. Eine übergreifende Qualifikation zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen ist dabei das Ziel.

Der Fokus in den noch 3 Berufswegen ist immer der gleiche: „Die Pflege.“

Natürlich macht es Sinn, als Pflegefachkraft ein umfassendes Fachwissen aufzuweisen, um überall im pflegerischen Sektor tätig sein zu können. Wichtig ist dabei nur, dass im Anschluss Möglichkeiten im Bereich der Fort- und Weiterbildung bestehen.

Zukünftig gibt es damit auch eine verbindliche Vorgabe zum Umfang der Praxisanleitung. Das begrüße ich sehr – es bedeutet, mindestens 10% der praktischen Ausbildung bei den Trägern / Praxisbetrieben als Praxisanleitung stattfinden muss. Das heißt, dass ca. 4 Stunden pro Woche eine Zusammenarbeit zwischen dem Praxisanleiter und dem Azubi während dessen Praxiszeit stattfinden muss. Dabei handelt es sich um eine geplante und strukturierte Anleitung.

In meinen Augen ist genau das ein wichtiger Aspekt. Anleitungen müssen gezielt und dürfen nicht nebenher erfolgen, weil dies der Zeitdruck erfordert. In eine gute Anleitung muss Zeit und Herz investiert werden – nur so haben wir auch in den kommenden Jahren noch motivierte Auszubildende.

Die Praxisanleitung ist eine unverzichtbare Schnittstelle, in der nicht nur Wissen, sondern auch Freude am Beruf vermittelt werden muss. Praxisanleiter müssen über umfassende pädagogisch-didaktische Kenntnisse sowie kommunikative Fähigkeiten verfügen und vor allem ein aktuelles Pflegefachwissen aufweisen können.

Ausbildung von Pflegefachkräften

Pflegekräfte benötigen eine gute Ausbildung

Jeder, der einen Pflegeberuf erlernt, hat eine gute Ausbildung verdient! Damit eine Ausbildung optimal gelingt, ist für jeden Träger der Besitz eines gut strukturierten Ausbildungskonzeptes essentiell. Dieses wird in der Regel durch Erfahrungen der Praxisanleiter regelmäßig angepasst und durch verschiedene Professionen evaluiert. Hier sollte man mit der Zeit gehen und sich dem Generationswechsel anpassen.

Meine persönlichen Erfahrungen

Dass das funktioniert, sehe ich täglich. Seit Ende 2014 bin ich in der ZBI-Gruppe als Ausbildungskoordinatorin tätig und stehe Tag für Tag im Kontakt zu den Auszubildenden und Praxisanleitern. Meine Bürotür steht immer offen und mir sind die kleinen und doch so bedeutenden Gespräche genauso wichtig wie die geplanten größeren Gespräche.

Als Ausbildungskoordinatorin bin ich die erste Ansprechpartnerin und Vertrauensperson für die Auszubildenden. Egal, ob sie etwas bewegt oder ob sie meine Unterstützung benötigen, bin ich für die Auszubildenden da. Durch regelmäßige Gespräche, Treffen oder Begleitungen in der praktischen Arbeit, besteht ein kontinuierlicher Austausch zwischen uns und es entstehen individuelle Rahmenbedingungen und Lernziele für jeden Einzelnen. In den Jahren hat sich der Zuwachs an Auszubildenden enorm gesteigert und mittlerweile können wir stolz auf alle 25 sein, denn sie sind fester Bestandteil unseres Teams und wir arbeiten täglich gerne mit ihnen zusammen.

pflege

Die Pflege ist eine Arbeit am Menschen, die auch in den hochmodernen Zeiten, in denen wir leben, nicht durch Maschinen ersetzt werden wird. Sie bietet vielfältige Aufgaben, zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und ein umfassendes Einsatzgebiet.

Kurz: ein Job mit Zukunft und noch immer mein ganz persönlicher Traumberuf.

Severin HollackSeverin Hollack ist Ausbildungskoordinatorin und Praxisanleiterin der ZBI Gruppe, dem Zentrum für Beatmung und Intensivpflege. Darüber hinaus ist sie Wundexpertin ICW sowie examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ihre Expertise hinsichtlich der Pflegegesetze, des Pflegeberufegesetzes und der Pflegeausbildung im Allgemeinen hat sie sich im Zuge ihrer Tätigkeit als Ausbildungskoordinatorin angeeignet.