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Tracheostomapflege Teil 2 – Trachealkompressen
Nachdem Wund-Experte Sebastian Kruschwitz in Teil 1 der Serie zum Tracheostoma erklärt hat, worauf es bei der Pflege ankommt, geht

Nachdem Wund-Experte Sebastian Kruschwitz in Teil 1 der Serie zum Tracheostoma erklärt hat, worauf es bei der Pflege ankommt, geht es in Teil zwei um die richtige Anwendung von Trachealkompressen.
Trachealkompressen werden oft mit der falschen Seite angewandt. Das hat meist zur Folge, dass sich Flüssigkeiten stauen, weil sie nur unzureichend von der Kompresse aufgenommen werden. Als Resultat treten Reizungen und Rötungen bis hin zu offenen Hautläsionen und Bildung von Hypergranulationen am Tracheostoma auf.
In der Regel haben die meisten Trachealkompressen eine leicht glänzende Polythylen-Netz-Beschichtung auf der der Haut zugewandten Seite der Kompresse. Sie soll ein verkleben mit der Haut verhindern. Es gibt allerdings auch Hersteller, bei deren Produkten es genau anders herum ist. Bei diesen ist die zur Haut gewandte Seite mit kleinen blauen Fäden gekennzeichnet.
Im Zweifelsfall sollten sich die Pflegefachkräfte die beigefügten Produktbeschreibungen und Herstellerangeben durchlesen, um Klarheit zu haben, wie herum die Trachealkompresse angelegt werden muss. Man kann natürlich auch einen kleinen Test durchführen, um an des Rätsels Lösung zu kommen. Einfach etwas Wasser auf eine Kompresse träufeln. Perlt die Flüssigkeit ab, handelt es sich um die Seite, die nicht auf die Haut gelegt werden sollte. Diese Kompresse sollte nicht mehr am Patienten verwendet werden.
Kompresse stets an Menge des Trachealsekrets anpassen
Es gibt mittlerweile die unterschiedlichsten Trachealkompressen, wobei sich die Standardkompressen in ungeschlitzt, geschlitzt und oder Einfach- und Doppelkammerkompressen (zweilagig) unterscheiden. Um eine antibakterielle Wirkung am Tracheostoma bzw. der Wundumgebung im Bereich der Kompresse zu erzielen, gibt es diese natürlich auch noch mit einer Silberbeschichtung. Die Trachealkompresse sollte immer an das Aufkommen des Trachealsekrets angepasst sein. Also je mehr Sekret/Flüssigkeit vorhanden ist, um so mehr muss die Trachealkompresse aufnehmen können und um so häufiger muss ein Wechsel stattfinden. Es geht darum, eine Staunässe direkt am Tracheostoma zu vermeiden, denn dies könnte Faktoren wie Infektion, Hypergranulation, Mazeration, Reizungen/Rötungen, Juckreiz oder Schmerzen verursachen.
Bei den PU-Schäumen im Bereich der Tracheostomaversorgung sieht die ganze Sache dann schon einfacher aus. Die Deckschicht ist meistens Hautfarben und man erkennt mit bloßem Auge, welche Seite hier die saugende Rolle spielt, nämlich die Weiße. Aber auch hier gibt es einen Hersteller, der mit einer Kartonschicht auf der einen Seite der Kompresse für Verwirrung sorgt. Dieser Karton dient einzig und allein der Stabilität der Kompresse und kann entfernt werden, wenn die Trachealkompresse sich besonders an die Gegebenheiten des Tracheostoma und Umgebung anpassen soll.
PU-Schäume sollten nur bei einer Indikation wie Hautläsionen im Wundumgebungsbereich des Tracheostoma eingesetzt werden. Bei Hypergranulationen wären sie eher kontraproduktiv, da sie ein feuchtes Wundmilieu aufrechterhalten. Des Weiteren können die PU-Schäume weniger Sekret/Flüssigkeit aufnehmen als z. B. eine zweilagige Trachealkompresse. Zum anderen sollte man den ökonomischen Aspekt mit in Betracht ziehen. PU-Schäume sind wesentlich teurer als normale und zweilagige Trachealkompressen.
Um den Hypergranulationen am Tracheostoma ,,Herr zu werden‘‘, sollten die Kompressen öfter gewechselt werden und mit einem Antiseptikum für Schleimhäute zur Reinigung gearbeitet werden. Um die Hypergranulation möglichst schnell zu entfernen, können zudem auch in Absprache mit dem behandelnden Arzt antiseptische oder steroidhaltige Salben angewendet werden. Auch ein lokales vereisen ist eine schmerzarme und effektive Methode einzelne Hypergranulationen zu entfernen. Bei größeren Granulomen sollte der Patient dann doch dem HNO bzw. Chirurgen vorgestellt werden, damit diese Granulome abgetragen werden können.
Autor: Sebastian Kruschwitz, exam. Krankenpfleger, Wundexperte/Pflegetherapeut Wunde ICW, Pflegefachkraft in der außerklinischen Beatmung, Fachbereichsleitung Wundmanagement im Zentrum für Beatmung und Intensivpflege in Berlin
Foto: Adobe Stock/MQ-Illustrations
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