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Verbandsstoffkunde Teil 2: Der Schaumverband

Nachdem es in Teil 1 der Serie zur Verbandstoffkunde um Alginate ging, geht es heute um Schaumverbände. Heutzutage ist eine

Nachdem es in Teil 1 der Serie zur Verbandstoffkunde um Alginate ging, geht es heute um Schaumverbände. Heutzutage ist eine große Auswahl an Schaumverbänden am Markt zu erhalten, jedoch ist nicht jeder Schaumverband gleich. Es gibt feinporige, beschichtete, grobporige und offenporige Schaumstoffe. Die unterschiedliche Struktur wird erreicht, indem die Schaumstoffe vom jeweiligen Hersteller unterschiedlich stark aufgeschäumt werden. Schaumverbände werden während der Exsudationsphase und der Proliferations-/Granulationsphase eingesetzt und können bei sämtlichen Wundarten eingesetzt werden: z. B. Dekubitus, Ulcus cruris, Verbrennungen, Hautablederungen, diabetisches Fußsyndrom.

Hydropolymer- und Polyurethanverbände

Es handelt sich dabei um einen feinporigen Schaumverband auf Grundlage von Hydropolymeren/Polyurethan. Dieser ist strukturbeständig und quillt bei Kontakt mit Exsudat auf und füllt die Wunde (kleine Wundtiefen werden durch den Schaum aufgefüllt). Dieser Verband zeichnet sich durch eine hohe Exsudataufnahmekapazität aus (bis zum 30-Fachen des Eigengewichts), sodass ein Exsudatstau verhindert werden kann. Zellbestandteile und Wundexsudat werden in die Struktur aufgenommen und beim Verbandswechsel entfernt. Die Auflage schützt das frische Gewebe vor traumatischen Einwirkungen und Sekundärinfektionen von außen. Die luftdurchlässige Membran ermöglicht den Gasaustausch und sichert durch ihre thermo-isolierende Funktion ein gleichbleibendes warmes und feuchtes Wundmilieu. Je nach dicke und Aufnahmekapazität des Hydropolymerverbandes eignet sich die Wundauflage für leicht bis stark sezernierende Wunden.

Grobporiger Schaumverband

Grobporige Schaumverbände verfügen über eine gute Aufnahme von dickflüssigem, zähem Exsudat und haben die Fähigkeit, Fibrinbeläge zu binden. Dafür sind diese für dünnflüssiges Exsudat nicht geeignet, da sie dieses nicht adäquat binden können. Grobporige Schaumverbände kommen in der Reinigungs- bzw. Exsudationsphase zum Einsatz. Bei Wundschmerzen ist dieser Schaumverband allerdings kontraindiziert (bis auf Ligasano® weiß).

Besondere Hydropolymer- / Polyurethanverbände

Es gibt spezielle Formen von Hydropolymer- und Polyurethanverbänden:

  • mit Superabsorber, hierdurch wird die Aufnahmekapazität erhöht
  • mit Silikonbeschichtung, eignen sich besonders bei hohem Allergiepotenzial, starker Hautsensibilität oder multiplen Allergien, da Silikon eine sehr hypoallergene Eigenschaft aufweist
  • Hydropolymere, die in Wundhöhlen eingebracht werden können (Cavity / WIC-Verband zum Auskleiden von unterminierten, granulierenden Wundhöhlen und Taschen), dürfen nur locker eingelegt werden bzw. bis höchstens zwei Drittel der Wunde aufgefüllt werden, da der Schaum beim Aufquellen frisches Gewebe auseinandertreiben und zerquetschen kann.
  • mit Analgetika (Ibuprofen) für schmerzende Wunden mit lokaler Freisetzung von Ibuprofen. Es wird bei Kontakt mit Exsudat kontinuierlich eine geringe Menge an Ibuprofen an die Wunde abgegeben (in der gesamten Schaummatrix ist homogen 0,5 mg/cm2 Ibuprofen verteilt).
  • mit PHMB (Polyhexanid) für eine silberfreie Infektionsbekämpfung chronischer und akuter Wunden.

Weitere Hinweise zu Schaumverbänden

Schaumverbände können an schwierigen Körperstellen zusätzlich am Rand mit einer semipermeablen Transparentfolie oder einem silikonbeschichteten Film fixiert werden. Dadurch wird ein frühzeitiges Verrutschen oder Aufrollen der Wundauflage verhindert. Ein vollständiges Überkleben von folienbeschichteten Wundauflagen birgt die Gefahr des Verlusts der Semiokklusivität und damit ggf. der Ausbildung einer feuchten Kammer. Folienverbände sind feuchtigkeitsabweisend, sodass sie bei Verschmutzungen abgewischt werden können.

Schaumverbände gibt es mit und ohne Kleberand. Schäume mit Kleberand können folgende Zusatzbezeichnungen haben: selbsthaftend, border oder adhäsiv. Schaumverbände ohne Kleberand werden bei schuppiger, gereizter und mazerierter Umgebungshaut verwenden. Produkte mit speziellen Beschichtungen (z.B. mit Silikon, Soft-Gel, Hydro-Gel, mikroadhäsiver Lipidokolloidmasse oder einer zusätzlichen Wunddistanzgitterschicht) sind ebenfalls eine Option für beanspruchte Haut.

Viele Schaumverbände gibt sind auch in der sogenannten „Lite – Version“ erhältlich, die dann allerdings weniger Exsudat aufnehmen und eher für schwach sezernierende Wunden eingesetzt werden.  Die meisten Schaumverbände sind zudem auch mit Silberanteil erhältlich.

Unterteilung der Schaumverbände

Quellende, expandierende Schaumverbände (einige Beispiele):

  • Feinporig: Biatain ®, Biatain ® cavity, Cutinova ® hydro, Allevyn ™ Compression, Allevyn ™ thin, Allevyn ™ plus cavity
  • Beschichtet: Cutimed®, Siltec ®, Mepilex ®
  • Quellende Hydropolymer- / Polyurethanverbände auf Silikon-Basis
  • Biatain-Silicone®

Formstabile Schaumverbände (einige Beispiele):

  • Feinporig: Tegaderm ™ Foam und -adhesive, Allevyn™ Schaumverband nicht-haftend und haftend, Allevyn ™ Gentle, PermaFoam®, Suprasorb® P
  • Beschichtet: Mepilex ® border und -transfer, Allevyn ™ Gentle und Gentle Border
  • Grobporig (gemischporig): Ligasano® weiß (hierbei ist nicht die Porengröße gemeint, sondern der Grad der Offenzelligkeit)
  • Offenporig: Epigard®, Syspo-Derm®

Autorin: Lisa Spreitzer, Wundexpertin ICW, stellv. Leitung Wundmanagement bei Ellipsa medical services GmbH, Autorin bei Wundwissen.info, Regensburg

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