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Verbandsstoffkunde Teil 3: Wundrandschutz
Nachdem in den vergangenen zwei Teilen zur Verbandstoffkunde Alginate und PU-Schäume Thema waren, geht es heute um den Wundrandschutz. Dieser

Nachdem in den vergangenen zwei Teilen zur Verbandstoffkunde Alginate und PU-Schäume Thema waren, geht es heute um den Wundrandschutz. Dieser kann sich unterschiedlich darstellen. Der Wundrand kontrahiert sich bei zunehmender Wundheilung, dabei ist dieser glatt, rosafarben und zeigt erste Anzeichen des späteren Narbengewebes. Ist der Wundrand hingegen fransig, rötlich verdickt und überwärmt, kann dies auf eine bestehende Wundinfektion hinweisen. Einige mögliche Beispiele, wie ein Wundrand aussehen kann.
- Mazeriert (aufgeweicht)
- Ödematös (geschwollen und verdickt)
- Gerötet (durch eine Mehrdurchblutung, z.B. Infektion)
- Borkig (durch Ablagerungen von z.B. eingetrocknetem Exsudat)
- Nekrotisch (livide bis schwarze Verfärbung durch Mangeldurchblutung)
- Schuppig (trockene Hautschuppen)
- Hyperkeratös (Verhornung, i.d.R. durch zu viel Druck und / oder Reibung)
- Eingerollt (dreht sich leicht nach innen bei z.B. Unterminierungen oder Taschenbildung; Wundrand hat keinen Kontakt mit dem Wundgrund)
- Unterminiert (Unterhöhlt, bei z.B. Wundheilungsstörung, Verbindungsgang unter dem bereits verheilten Anteil der Wunde zu einer anderen Wunde in der Nähe)
Es kann auch zu einer Kombination der aufgeführten Beispiele kommen, je nach Zustand und Heilungstendenz der Wunde.
Daher ist es unabdingbar in der modernen Wundversorgung auch den Wundrandschutz mit in die Wundbehandlung einzubeziehen, denn nur ein vitaler Wundrand ist für die Wundheilung gut. Ein avitaler Wundrand führt zu einer Verzögerung der Wundheilung.
Wundrandschutz in Bezug auf Mazeration
Eine angepasste Hautpflege, beispielsweise der Einsatz eines Hautschutzes/Wundrandschutzes, ergänzen die phasengerechte moderne Wundversorgung. Angepasster Hautschutz und Hautpflege dienen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Hautschutzbarriere und der Vermeidung von Komplikationen. Wundrand und -umgebung sind durch hohes Exsudataufkommen, Ausscheidungen wie Schweiß, Urin und/oder Stuhl gefährdet. Eine Mazeration entsteht durch das Vorhandensein von zu viel Feuchtigkeit, zum Beispiel aufgrund von schlechtem Exsudatmanagement, also der Auswahl des falschen Verbandsmaterials oder auch der Verwendung von (zuviel) Hydrogel. Durch die vorhandene Feuchtigkeit weicht die Hornschicht der Epidermis auf und nimmt eine weißliche, aufgequollene Form an. Mögliche Folgen einer Mazeration können sein:
- Vergrößerung des Wundgebiets
- erhöhte bakterielle Besiedelung der Wunde
- verzögerte Wundheilung
Management von Wundrand und -umgebung
Zum Schutz eignen sich transparente Hautschutzfilme, die auf die Wundränder und die Wundumgebung aufgetragen werden und einen atmungsaktiven Schutzfilm bilden. Der Vorteil dadurch ist, dass die Beobachtung bzw. Beurteilung durch die Transparenz erhalten bleibt, sodass Veränderungen erkennbar sind. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass z.B. Verbandsmaterialien mit Silikonhafträndern und silikonbeschichtete Auflagen verwendet werden können, da sich noch Haftung finden, was beim Einsatz von abdeckenden Pasten oder Cremes nicht funktioniert (s. auch nichtempfehlenswerte Hautschutzmaßnahmen).
Neben dem transparenten Hautschutzfilm sind Silikon-Hautschutzfilme und Hautschutzcreme/Barrierecreme erhältlich.
Transparenter Hautschutzfilm
Eigenschaften:
- wirkt bis zu 72 – 96 Std. (je nach Hersteller abweichend)
- bildet einen dünnen, atmungsaktiven Hautschutzfilm und ist wasserdampfdurchlässig
- transparent
- hypoallergen und alkoholfrei
- frei von Farb-, Duft- und Konservierungsstoffen
Hinweise:
- Anwendung auf trockener, sauberer Haut
- Nicht in Kombination mit fetthaltigen Produkten, wie z.B. Salben, Creme, Lotion, Ölen
- 30 Sek. trocknen lassen als Spray und / oder Applikatorstäbchen bzw. Tücher erhältlich
- Auf intaktes oder bereits irritierten Hautarealen einsetzbar
- Indikation / Kontraindikationen:
- Schutz von intakter, gereizter Haut, v.a. Flüssigkeiten und Reizstoffen (Stuhl / Urin, Trachealsekret, Klebstoffe) und Schutz vor Reibung
- Schutz vor Mazeration, auch bei Unterdrucktherapie
- Schutz vor Trauma durch Entfernen von klebenden Verbänden
- Nicht bei Unverträglichkeiten gegen Inhaltsstoffe / Bestandteile und nicht auf infizierte Haut (bsp. Mykosen) verwenden
Produktbeispiele:
- 3M™Cavilon™: bestehend aus Acrylat-Terpolymer, erhältlich als Applikator und Pumpspray von FA 3M
- Cutimed®Protect: bestehend aus Acrylat-Copolymer, erhältlich als Applikator, Creme und Pumpspray von FA BSN medical
- Askina®Barrier Film: bestehend aus Hexamethyldisiloxan, erhältlich als Pumpspray, Creme und Applikator von FA B.Braun
- Brava® von der FA Coloplast Hautschutz als Pflegetücher, Spray, Creme, Puder
- SECURA der FA smith & nephew als Applikator und als Spray als einziger Hautschutz ist Dieser erstattungsfähig
Hautschutzcreme / Barrierecreme
Eigenschaften:
- bildet einen atmungsaktiven Hautschutzfilm
- Hautpflegend und feuchtigkeitsspendend
- Erhält die natürliche Barrierefunktion der Haut, nicht fettend
- Unterstützt die Regeneration vorgeschädigter Haut
- bestehend aus Hautschutzkomponenten (z.B. Acrylat-Terpolymer, Acrylat-Copolymer) und hautpflegenden Inhaltsstoffen
Hinweise:
- Je nach Produkt 12 – 24 Std. wirksam
- auf trockene, saubere Haut auftragen, sanft einmassieren
- kann auf bereits gereizter Haut angewendet werden
- Creme gleichmäßig verteilen, sodass ein geschlossener Schutzfilm entsteht
- Sparsam auftragen, zur Ausbildung des Hautschutzfilms Creme ca. 45 – 60 Sek. trocknen lassen
- 1x tgl. bzw. nach 3-maligem Waschen neu auftragen
- Indikation / Kontraindikation:
- Prophylaxe gegen Mazeration und Hautreizungen
- Schutz der Haut gegen reizende Körperflüssigkeiten, auch Exsudat
- Nicht verwenden bei Unverträglichkeiten gegen Inhaltsstoffe / Bestandteile
Produktbeispiele:
- 3M™Cavilon™ Langzeit-Haut-Schutz-Creme von FA 3M
- Cutimed®PROTECT Creme von FA BSN medical
- Coryt Protect und Coryt Protect Sensitiv von FA Coryt
- ZCR®ZincCream von dline
Autorin: Lisa Spreitzer, Wundexpertin ICW, stellv. Leitung Wundmanagement bei Ellipsa medical services GmbH, Autorin bei Wundwissen.info, Regensburg
Bild: Adobe Stock/vegefox.com
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