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Versorgung von Menschen mit Stoma
Ein Stoma meint grundsätzlich eine künstlich geschaffene Verbindung zwischen einem Hohlorgan, z.B. Darm oder Harnblase, und der Haut. Laien verwenden bezogen auf den Darm häufig den Begriff künstlicher Darmausgang, Mediziner sprechen von einem Anus Praeter. Wie ist der Stand der heutigen Stoma-Versorgung?

Ein Stoma meint grundsätzlich eine künstlich geschaffene Verbindung zwischen einem Hohlorgan, z.B. Darm oder Harnblase, und der Haut. Laien verwenden bezogen auf den Darm häufig den Begriff künstlicher Darmausgang, Mediziner sprechen von einem Anus Praeter. Wie ist der Stand der heutigen Stoma-Versorgung?
Von Gerhard Schröder
Das Anlegen von Stomata ist nicht neu – 1961 wurde in Cleveland die erste Weiterbildungsstätte für Stomatherapeuten ins Leben gerufen. Denn bereits damals wurde deutlich, dass bei den unterschiedlichen Stomata und für den rasch wachsenden Markt der Versorgungsmaterialien die Ausbildung in den Pflegeberufen nicht ausreichend ist.
In den letzten Jahren hat sich der Markt der Versorgungsmaterialien nochmals massiv erweitert. Dazu kommt, dass die Verweildauer der Patient:innen im Krankenhaus inzwischen so kurz ist, dass eine notwenige Anleitung von Patient und Angehörigen kaum noch stattfinden kann. Hier und da unterstützen Sanitätshäuser, zum Teil auch mit weitergebildeten Stomatherapeuten, bei pflegebedürftigen Patient:innen ist aber meistens der ambulante Pflegedienst zuständig.
Arten von Stomata
Bei Damen-Stomata unterscheidet man zwischen doppelläufigem und endständigem Stoma. Beim doppelläufigen Stoma wird während der Operation die Darmschlinge aus dem Bauchraum abgeleitet, mit einem Steg unter der Darmschlinge befestigt und eingeschnitten, was dann das Stoma darstellt. Doppelläufige Stomata werden vor allem bei nur vorübergehendem Stoma eingesetzt. Das kann im Dünndarm- und im Dickdarmbereich sein. Der während der Operation eingesetzte Steg unter dem Darm wird nach ca. 10-14 Tagen entfernt. Das Darmteil selbst ist an der Haut festgenäht. Bei endständigen Stomata (im Dünndarm- und Dickdarmbereich) wird ein Teil des Darmes reseziert und das verbliebene Endstück aus der Bauchdecke als Stoma abgeleitet. Ein endständiges Stoma ist häufig dauerhaft.
Dünndarmausgang (Ileostoma): Beim Dünndarmausgang wird anfangs sehr viel (1.000-3.000 ml) pro Tag von flüssigem Stuhl ausgeschieden. Nach 8-10 Wochen wird der Stuhl breiig und beträgt 400-600 ml pro Tag. Der Stuhl ist aufgrund des hohen Gehaltes an Gallensäure sehr aggressiv gegenüber der Haut. Wichtig ist deshalb eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2-3 Liter pro Tag. Die Nahrung sollte keine faserreichen, fettreichen, ballaststoffreichen, körnerhaltigen Bestandteile enthalten (z.B. Pilze, Paprika, Ananas, Spargel, Nüsse, Orangen). Denn bei Menschen mit Ileostoma treten häufig Blockaden am Stoma auf durch unverdaute Nahrungsbestandteile oder -unverträglichkeiten. Beim Ileostoma empfiehlt es sich, einen Hautschutz speziell für aggressive und flüssige Ausscheidungen zu verwenden.
Dickdarmausgang (Kolostoma): Nach der Operation ist der Stuhlgang (der meist erst nach einigen Tagen beginnt) flüssig bis breiig. Die Menge beträgt 400-600 ml pro Tag. Später wird die Stuhlkonsistenz fester, die Menge reguliert sich meist wie bei normaler Ausscheidung. Oft wird der Stuhl nach dem Essen entleert. Die Ernährung sollte beim Kolostoma ausgewogen, normal und ballaststoffreich sein, aber blähende Speisen sind einzuschränken. Eines der häufigen Probleme sind Stomabrüche (Hernien), die meist durch Bindegewebsschwäche auftreten und schweres Heben (> 10 kg).
Die Versorgungssysteme
Die Versorgungssysteme sind heute sehr weit ausgereift. Grundsätzlich kann man sie folgendermaßen einteilen: Die Systeme bestehen auf einer Hautschutzplatte, die an die Größe des Stomas angepasst sein muss und direkt auf die Haut geklebt wird. Sie muss möglichst plan anliegen und kann deshalb verschiedene Formen haben. Auf diese Hautschutzplatte wird der Beutel, der in unterschiedlicher Größe besteht, befestigt. Die Beutel können offen sein (Ausstreifbeutel), so dass der Patient sie entleeren kann, oder sie sind geschlossen.
Einteilige Systeme: Bei diesen Systemen sind Beutel und Hautschutzplatte verbunden. Die einteiligen Systeme liegen eng am Körper und tragen weniger auf. Je nach Beutelgröße und Modell können diese Systeme bei geschlossenen Beuteln 6-12 Stunden getragen werden. Ausstreifbeutel sollten 12- 24 Stunden getragen werden.
Zweiteilige Systeme: Bei zweiteiligen Systemen sind Beutel und Hautschutzplatte mit einem Verschluss oder einer Klebekopplung befestigt. Der Beutel kann also von der Hautschutzplatte abgenommen werden, wodurch die Hautschutzplatte länger verbleiben kann.
Filter an den Beuteln: Die meist mehrschichtigen Aktivkohlefilter dienen der Filterung der Darmgase, die über den Filter entweichen können. Ansonsten würde sich der Beutel aufblähen. In einigen Fällen kann sich im Beutel auch ein Vakuum bilden, so dass der Stuhl nicht in den Beutel fallen kann. Dann sollte der Beutel ausgetauscht werden und der neue Filter von außen mit der Filterabdeckung zugeklebt werden. Dadurch wird der Filter deaktiviert. Spürt der Patient, dass Blähungen einsetzen, sollte er selbstständig die Filterabdeckung entfernen.
Aufmacherfoto: Adobe Stock/Artinun
Autorenfoto: Tim Walter
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